Dienstag, 10. Juni 2014

ADHS und Asperger Syndrom

Bestimmt ist einigen im letzten Video aufgefallen, dass der Schüler Joachim nicht nur ADHS hat, sondern auch vom Asperger Syndrom betroffen ist. Das Asperger Syndrom ist eine Sonderform des Autismus, von der ungefähr 0,5 bis 2 Prozent aller Menschen betroffen sind. Die Besonderheit: Die Symptome bei ADHS und Asperger stimmen zu ca. 75 Prozent überein. Joachim ist also keine Ausnahme, weil er beides hat. Neben den vielen Gemeinsamkeiten der beiden Störungen, gibt es aber auch einige deutliche Unterschiede:

  • Während sich ADHSler meist sehr gut in andere Menschen hineinversetzen können, gelingt das Asperger-Betroffenen kaum bis gar nicht. Sie können Mimik und Gestik nicht deuten, nicht "zwischen den Zeilen lesen" und soziale Situationen nicht richtig einschätzen.
  • Viele Menschen mit Asperger gehen sozialen Situationen aus dem Weg. Sie mögen weder Small-Talk noch Körperkontakt und haben oft Probleme damit, den Blickkontakt zu ihrem Gegenüber zu halten.
  • Weil es Asperger-Betroffenen an Einfühlungsvermögen fehlt, sind sie stets direkt und merken nicht, wenn sie andere Menschen damit verletzen. Sie sagen, was sie denken, und das nicht selten in unangemessenen Situationen. Dadurch wirken sie auf andere oft unhöflich, egoistisch oder sogar arrogant.
  • Während bei ADHSlern häufig das Chaos regiert, leben Menschen mit Asperger nach festen Strukturen und haben einen regelmäßigen Tagesablauf. Sie stehen meist zur gleichen Zeit auf, erledigen Dinge immer in derselben Reihenfolge und kommen nicht mit Veränderungen oder Abweichungen zurecht.
  • Asperger-Betroffene sind relativ unflexibel und nicht offen für Neues. Sie haben ein extremes Sicherheitsbedürfnis und Angst vor Kontrollverlust.
  • Während ADHSler meist wechselnde Interessen haben, gibt es bei Asperger-Betroffenen nur wenige Spezialinteressen, denen sie sehr intensiv nachgehen. 
  • ADHSler haben oft einen ausgeprägten Humor. Menschen mit Asperger tun sich dagegen schwer, Ironie und Sarkasmus zu verstehen. Sie nehmen alles wörtlich.

Gemeinsamkeiten zwischen ADHS und Asperger Syndrom:

  • unfähig, die Reize der Umgebung zu filtern -> Reizüberflutung
  • Impulsivität (besonders in Stress-Situationen)
  • oft überdurchschnittliche Intelligenz
  • benötigen präzise Anweisungen, die sie 1:1 so umsetzen können
  • können bei Interesse für eine Sache im Hyperfokus eine hohe Konzentration aufbauen
  • häufig koordinative Probleme ("Grobmotoriker")
  • wirken auf andere oft sonderbar, sind häufig Außenseiter

Trotz ihrer sozialen Defizite ist es Menschen mit Asperger Syndrom möglich, soziale Regeln zu erlernen und sich dadurch etwas "angemessener" zu verhalten. Dafür muss man ihnen feste Strukturen vorgeben, an die sie sich halten können. Auch wenn es meist nicht so wirkt, sind Asperger-Betroffene sehr emotional. Sie zeigen es nur nicht so sehr nach außen und haben deshalb auch Schwierigkeiten, emotionale Bindungen mit anderen aufzubauen.

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